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54 % der Schweizer Bevölkerung wünschen sich stärkere politische Verankerung des Klimaschutzes
LINK • 2. Juni 2022

Die Präsenz der Gletscherinitiative und der Initiative gegen Massentierhaltung auf dem politischen Parkett 2022 zeigen: Klima- und Umweltschutz ist ein viel diskutiertes und wichtiges Thema, das auch Schweizerinnen und Schweizer stark beschäftigt. So stark, dass unter anderem über die Hälfte sich wünscht, den Klimaschutz noch stärker in der Schweizer Gesetzgebung zu verankern. Zu diesen und weiteren Schlüssen kommt eine kürzlich anlässlich des Weltumwelttages vom 05. Juni von LINK durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Studie. Eine zeitgleich in Deutschland durchgeführte YouGov-Studie hat dieselben Aspekte untersucht und liefert spannende Vergleiche.
97 % der Schweizer Bevölkerung würden eigene Lebensgewohnheiten zugunsten der Umwelt anpassen
Dass das Thema «Umwelt- und Klimaschutz» der Schweizer Bevölkerung am Herzen liegt, ist offensichtlich – knapp drei Viertel (74 %) von ihnen geben an, dass dies eher bis sehr stark der Fall ist. In Deutschland fällt dieser Anteil mit 63 % etwas geringer aus. Generell zeigt sich diese Tendenz in der Schweiz stärker bei älteren Generationen (60-79-Jährige: 78 %) als bei Jüngeren (15-29-Jährige: 66 %). Bei allen Generationen bringt jedoch eine deutliche Mehrheit Interesse zum Ausdruck. Die meisten Sorgen bereiten der Bevölkerung in diesem Zusammenhang fehlende Naturressourcen, der Verlust der Biodiversität und die zunehmende Häufigkeit von Naturkatastrophen. Und während Gletscherschwund- und Rückgang hier in der Top 5 der Sorgenthemen landet, liegen ansteigende Meerestemperaturen am unteren Ende der Skala – wenig überraschend in Anbetracht der Schweizer Geographie.
Generell wären mit 97 % beinahe alle Schweizerinnen und Schweizer bereit, zumindest vereinzelt Änderungen an ihren Lebensgewohnheiten vorzunehmen, um Umweltschäden zu reduzieren. Ein beachtlicher Teil der Bevölkerung (41 %) könnte sich gar vorstellen, hierfür einen Grossteil an Änderungen vorzunehmen, während es in Deutschland mit 33 % deutlich weniger Bereitschaft hierfür gibt. Doch es bleibt für viele Schweizerinnen und Schweizer nicht nur bei der Vorstellung – über drei Viertel (78 %) der Bevölkerung wirft bereits bewusst keinen Müll unachtsam in der Natur weg, um die Umwelt zu entlasten. Ebenfalls ein grosser Teil kauft aus demselben Grund saisonale und regionale Produkte (je 65 %), verwendet Stofftaschen statt Plastiktüten (60 %) und geht häufiger zu Fuss oder nutzt das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel (52 %).
Erneuerbare Energien bei älteren Generationen priorisierter als bei jüngeren
Eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer finden, dass die Politik das Thema «Umwelt- und Klimaschutz» nicht ausreichend dringlich behandelt (55 %). Besondere Priorität wird dem Umstieg auf erneuerbare Energien (66 %) und der Reduktion der Lebensmittelverschwendung (61 %) zugeschrieben. Unter anderem besonders spannend hinsichtlich der voraussichtlich im Herbst stattfindenden Abstimmung sind die 33 % der Bevölkerung, die die Abschaffung der Massentierhaltung als wichtiges politisches Thema empfinden. Auffallend ist ausserdem, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien bei der ältesten Generation von 71 % als Priorität erachtet wird, bei der jüngsten Generation jedoch nur von 59 %. In Deutschland ergibt sich ein etwas anderes Bild: Während hier die Reduktion der Lebensmittelverschwendung das dringendste Thema ist (50 %), folgt der Umstieg auf erneuerbare Energien erst an zweiter Stelle (46 %) und an dritter Stelle die Begrünung von Städten (43 %).
40 % der Schweizer Bevölkerung ist der Meinung, dass das Thema «Umwelt- und Klimaschutz» in den Schweizer Medien nicht in ausreichendem Masse stattfindet. Besonders stark ist diese Ansicht in der jüngsten Generation der 15-29-Jährigen (47 %).
Demonstrationen und stärkere politische Verankerung des Klimaschutzes besonders bei Jungen hoch im Kurs
Mit 76 % hat eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer bereits einmal Unternehmen oder Organisationen unterstützt, die sich bewusst für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen – insbesondere durch den Kauf umweltverträglicher Produkte (56 %), Spendenbeiträge (34 %) und die Teilnahme an Petitionen (20 %). Auch hier zeigt sich ein Altersunterschied: 64 % der 60-79-Jährigen haben sich bereits durch den Kauf umweltverträglicher Produkte diesbezüglich eingesetzt, während es bei den 15-29-Jährigen weniger als die Hälfte (48 %) ist.
Anders sieht es bei der Teilnahme an Demonstrationen für den Klima-/Umweltschutz aus; mit 81 % gibt eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung an, noch nie an einer solchen teilgenommen zu haben und dies auch nicht zu planen. Dass unter anderem im Rahme der «Fridays for Future»-Bewegung die jüngeren Generationen sich häufiger an Demonstrationen fürs Klima beteiligen, wird durch die Ergebnisse jedoch ebenfalls belegt: Mit 17 % haben in der Generation der 15-29-Jährigen deutlich am meisten Personen bereits einmal an einer solchen Demonstration teilgenommen. Trotzdem ist auch hier der Anteil der Personen, die nicht vorhaben, jemals Teil einer Demonstration für den Klimaschutz zu sein, mit 70 % sehr hoch.
Trotz alledem wird deutlich, dass die Bevölkerung politischen Handlungsbedarf sieht. Mit 54 % würde mehr als die Hälfte aller Schweizerinnen und Schweizer es befürworten, wenn das Thema Klimaschutz noch stärker in der Schweizer Gesetzgebung verankert würde. Erneut zeigt sich hier, dass besonders die jüngste befragte Generation diese Dringlichkeit wahrnimmt – mehr als ein Viertel (26 %) der 15-29-Jährigen würde eine stärkere Verankerung des Klimaschutzes in der Schweizer Politik sogar voll und ganz befürworten. Mit 49 % sprechen sich hingegen die Deutschen etwas weniger stark, wenn auch immer noch deutlich dafür aus, dass der Klimaschutz im Grundgesetz verankert werden sollte.
Die Studiendokumentation können Sie sich kostenlos über den untenstehenden Link herunterladen. Bei Fragen hierzu stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Die zugehörige Publikation von YouGov finden Sie ebenfalls untenstehend verlinkt.
Die Studie im Überblick
Methode: Online-Befragung über das LINK Panel bzw. das Panel von YouGov Deutschland
Grundgesamtheit Schweiz: 1’224 in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz wohnhafte sprachassimilierte Personen im Alter von 15–79 Jahren. Die Stichprobe wurde nach Alter, Geschlecht und Region repräsentativ quotiert und gewichtet (gemäss aktueller BfS-Bevölkerungsstatistiken).
Grundgesamtheit Deutschland: 2‘055 in Deutschland wohnhafte Personen, die Daten sind gewichtet und repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren.
Studienzeitraum: 12. bis 18. Mai 2022 (Schweiz) bzw. 16. bis 18. Mai 2022 (Deutschland)
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