Studien • LINK Academia
Bewusstsein für nachhaltiges Reisen ist in der Bevölkerung vorhanden – tatsächliches Reiseverhalten hat jedoch Verbesserungspotenzial
LINK • 11. Juli 2023

Im Rahmen ihres neuen Produkts LINK Academia hat LINK zusammen mit der Università della Svizzera italiana eine Erhebung zum Thema Overtourismus (Tourismus, der zu Konflikten zwischen Einheimischen und Besuchern führt) und nachhaltigem Reisen durchgeführt. Dabei zeigt sich, dass das Bewusstsein für nachhaltiges Reisen in der Schweizer Bevölkerung zwar vorhanden ist, das tatsächliche Reiseverhalten sich jedoch von der Eigenwahrnehmung hinsichtlich Nachhaltigkeit unterscheidet.
Luzern und Interlaken als Hotspot des Schweizer Tourismus
Das beliebteste Reiseziel in der Schweiz für internationale Tourist/innen ist Luzern. Darauf folgen Interlaken, das Jungfraujoch und Zermatt. Drei von vier Befragten sind ausserdem der Meinung, dass es in der Schweiz Destinationen gibt, welche von Overtourismus betroffen sind. Den Befragten wurde dabei folgende Zusatzinformation zum Begriff Overtourismus eingeblendet: «Die Auswirkungen des Tourismus auf ein Reiseziel oder Teile davon, die die wahrgenommene Lebensqualität der Bürger und/oder die Qualität der Besuchererfahrungen in übermässiger Weise negativ beeinflussen.» Dabei werden dieselben vier bereits genannten Destinationen als vom Overtourismus betroffen genannt. Ein Drittel gibt dabei an, dass der Grund für den Overtourismus an diesen Destinationen zu viele Tourist/innen bzw. Menschenmassen sind. Auch bei der allgemeinen Frage, welche der folgenden Gründe der touristischen Reiseerfahrung beim Besuch von Attraktionen schaden können, geben 83 % an, dass zu viele Besucher/innen vor Ort eher bis sehr schaden. 76 % sehen in der schlechten physischen Erhaltung der besuchten Attraktion ein Problem und 72 % in schlechtem Service und schlechter Aufgeschlossenheit der Bewohner/innen gegenüber Tourist/innen.
Fast zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung schätzt ihr eigenes Reiseverhalten als nachhaltig ein – in der Realität gibt es aber Unterschiede
63 % der Teilnehmenden gibt an, dass sie ihr eigenes Reiseverhalten als sehr oder eher nachhaltig einschätzen. Vor allem Frauen schätzen ihr eigenes Reiseverhalten als eher nachhaltig ein (60 %), bei den Männern sind es weniger (54 %). Auch bei den Altersgruppen lässt sich erkennen, dass Personen ab 60 Jahren ihr Reiseverhalten deutlich öfter als sehr oder eher nachhaltig einschätzen (74 %).
Die Teilnehmenden wurden ebenfalls danach gefragt, was sie unter nachhaltigem Reisen verstehen. Knapp drei von vier Befragten gaben an, nicht mit dem Flugzeug zu reisen als nachhaltiges Reisen zu empfinden (73 %), 63 % betrachten es als nachhaltig, lokal zu essen und/oder einzukaufen.
Die Befragten wurden auch zu ihrem Reiseverhalten bei der letzten Reise in den letzten fünf Jahren befragt. Dabei zeigt sich, dass das Reiseverhalten oft nachhaltiger wahrgenommen wird, als es in Realität ist: Über die Hälfte der Befragten gab an, bei ihrer letzten Reise das Flugzeug genutzt zu haben. Und obwohl Frauen ihr eigenes Reiseverhalten als nachhaltiger einschätzen, ist der Anteil an Frauen, die bei ihrer letzten Reise das Flugzeug als Transportmittel gewählt haben, mit 56 % leicht höher als bei den Männern (52 %). Auch innerhalb von Europa wählt fast ein Drittel der Teilnehmenden das Flugzeug als Transportmittel für ihre Reise. Nur 7 % der Teilnehmenden waren sich sicher, dass ihre Unterkunft nachhaltig zertifiziert war, 15 % waren sich eher sicher. Ein Drittel antwortet mit eher oder sicher nicht (34 %), und ein grosser Teil der Befragten weiss nicht, ob ihre Unterkunft zertifiziert war (44 %).
Auch die Reisedauer beeinflusst die Nachhaltigkeit einer Reise: Je weiter weg der Reiseort ist, desto länger sollte die Aufenthaltsdauer sein. Im Grossen und Ganzen lässt sich sagen, dass die meisten Befragten umso länger verweilt haben, je entfernter der Reiseort war (über 2 Wochen). Dies zeigt sich in der Tendenz vor allem bei denjenigen Befragten, die nach Ozeanien oder Südamerika gereist sind (da die Fallzahlen bei diesen beiden Kontinenten <50 ist, können hierzu jedoch keine verlässlichen Aussagen gemacht werden).
Corona-Pandemie hat positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit des Reiseverhaltens
Ein Drittel der Befragten macht mehrmals im Jahr Ferien im Ausland, 39 % nur einmal im Jahr und 14 % alle 2-3 Jahre. Nur eine Minderheit von 14 % macht hauptsächlich Ferien in der Schweiz -dieser Anteil ist mit 24 % vor allem bei der älteren Generation deutlich höher. Einen positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit des Reiseverhaltens hatte die Corona-Pandemie: Bei der Frage, wie sich das Reiseverhalten seit Corona verändert hat, gibt jede fünfte befragte Person an, dass sie nun weniger oft verreist. Ebenfalls jede fünfte befragte Person macht nun öfters Ferien in der Schweiz. Nur 6 % gibt an, dass sie nun wieder vermehrt Ferien im Ausland macht.
Die vorliegende Studie resultiert aus einer Befragung, die LINK in Zusammenarbeit mit der Università della Svizzera italiana (USI) im Rahmen ihrer ersten LINK-Academia-Erhebung zum Thema «Sustainable Tourism» durchgeführt hat. Mit LINK Academia führt LINK ein auf die Bedürfnisse der wissenschaftlichen Forschung zugeschnittenes Online-Erhebungsinstrument ein.
Die Studie im Überblick
Methode: Onlinebefragung im LINK Panel
Grundgesamtheit: 1‘242 in der Schweiz wohnhafte Personen im Alter von 15-79 Jahren, die repräsentativ für die dortige Wohnbevölkerung sind, mindestens einmal pro Woche zu privaten Zwecken das Internet nutzen und den Fragebogen auf Deutsch, Französisch oder Italienisch ausfüllen können.
Erhebungszeitraum: 15. Dezember 2022 bis 03. Januar 2023
Die Studie im Überblick
- Grundgesamtheit: Schweizer Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 79 Jahren
- Pro Kalenderwoche und Markensegment rund 250 Interviews pro Marke
- Forschungsmethode: Online-Interviews
- Quotierung/ Gewichtung: nach Alter, Geschlecht und Region interlocked
- Zufallsstichproben aus dem LINK Online Panel, das zu 100% aktiv im Rahmen telefonischer Repräsentativstudien rekrutiert wird und damit mehr als 97% der relevanten Bevölkerung erreicht; Befragungsteilnehmende werden für jeweils mindestens drei Monate von Folgebefragungen ausgeschlossen
- Befragungszeit: 19.12.2022 bis 30.04.2023
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