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CS-Übernahme durch UBS: Kantonalbanken, Raiffeisen und PostFinance als mögliche Gewinner
LINK • 4. April 2023

Am Sonntag, den 19. März 2023 wurde publik, dass die Schweizer Grossbank Credit Suisse von der UBS übernommen wird. Dadurch stellen sich Fragen: Inwiefern hat dies Unsicherheit in der Bevölkerung ausgelöst? Welche Banken profitieren von dieser Übernahme? Basierend auf Studiendaten über die Zeit vor und nach der Übernahme liefert LINK Antworten. Hierfür werden bevölkerungsrepräsentative Daten aus zwei Befragungswellen genutzt: Welle 1 fand kurz vor der Kommunikation der Übernahme statt, Welle 2 in der Woche danach.
Credit Suisse und UBS verlieren an Consideration, Konkurrenz mit leichter Zunahme
Die Unsicherheit darüber, wie es mit der Credit Suisse weitergeht, schlägt sich in der Consideration der Schweizer Bevölkerung nieder. Es zeigt sich eine deutliche Abnahme beim Anteil derjeniger Personen aus der Bevölkerung, die sich grundsätzlich vorstellen können, Kund/in der Credit Suisse zu werden. In den Tagen vor der Übernahme lag der entsprechende Wert bei 10 %, nach der Übernahme nur noch bei 5 %. Auch die UBS verliert an Boden, wenn auch in geringerem Masse: Die Consideration sinkt hier von 33 % auf 27 %.
Ein ähnliches Bild der Consideration zeigt sich auch bei dem für die Banken besonders interessanten Segment der Personen mit einem frei verfügbaren Vermögen von über CHF 100’000. Auch hier verzeichnen sowohl Credit Suisse (Abnahme von 13 % auf 8 %) als auch UBS (Abnahme von 40 % auf 31 %) Verluste. Umgekehrt verzeichnen die Konkurrenten mit den grössten Marktanteilen – die Kantonalbanken, die Raiffeisen und die PostFinance – jeweils einen leichten Anstieg in der Consideration. Diese könnten demnach von der Übernahme profitieren.
Übernahme wird kritisch gesehen, löst aber kaum Angst um eigene Finanzen aus
Die Geschehnisse rund um die Übernahme werden mehrheitlich kritisch gesehen. Eine Mehrheit der Befragten gibt an, dass das Ansehen des «Bankenplatz Schweiz» ihrer Ansicht nach durch diese Geschehnisse beschädigt wurde (61 % «trifft zu» / «trifft voll und ganz zu»). Ebenso stimmen viele Personen der Aussage zu, dass diese Geschehnisse die Notwendigkeit vermehrter Regulierung im Finanzmarkt aufzeigen. Jedoch lösen die Geschehnisse kaum Angst um die eigenen Finanzen aus – nur gerade 14 % sind deswegen beunruhigt.
Bereits angeschlagenes Markenvertrauen in die Credit Suisse fällt weiter
Auch dem wöchentlichen Markentracking der LINK, dem Swiss Brand Observer, kann ein Rückgang der Vertrauenswerte entnommen werden. Das Instrument eignet sich durch die kontinuierliche Messung (seit September 2021) unter anderem hervorragend, um unvorhergesehene Ereignisse im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von verschiedenen Messgrössen, wie Markenvertrauen oder Kundenzufriedenheit, zu erfassen.
In der Woche nach der Übernahme durch die UBS nahmen nur noch rund 2 % der Bevölkerung die Credit Suisse als besonders vertrauenswürdig wahr. Dieser Wert verharrte auch eine Woche später noch auf diesem Level. In der Woche vor der Übernahme lag dieser Wert bei ca. 7 %, im Dezember 2021 noch bei immerhin rund 16 %. Die UBS hingegen büsste weniger an Vertrauen ein; insgesamt zeigen die Vertrauenswerte der letzten zwei Wochen aber auch bei der UBS und weiteren Banken leicht nach unten, im besten Fall stagnieren sie. Beim sogenanntenBuzz (von welchen Finanzdienstleistern haben die Befragten in den letzten 7 Tagen in den Nachrichten, in Gesprächen mit Freunden & Verwandten etc. etwas Positives bzw. Negatives gehört) zeigt sich bei der Credit Suisse erwartungsgemäss ein sehr starker negativer Anstieg, wobei die Kurve in der vergangenen Woche wieder leicht abgeflacht ist. Ein Anstieg ist auch bei der UBS vorhanden, jedoch vergleichsweise auf einem tieferen Niveau. Der Net-Buzz-Score (Verhältnis positiv zu negativ) fällt bei der UBS deutlich besser aus als bei der Credit Suisse. «Die im aktuellen Umfeld zentrale Währung <Vertrauen> beherrschen die lokal verankerten, aber dennoch grossen Finanzdienstleister wie die Kantonalbanken und Raiffeisen am besten», so Susanne Vontobel, Head of Financial Market Research LINK.
Die Studie im Überblick – Omnibus-Befragung
Methode: Onlinebefragung im LINK Panel
Grundgesamtheit: In der Deutsch- und Westschweiz wohnhafte Personen im Alter von 15-79 Jahren, die repräsentativ für die dortige Wohnbevölkerung sind und mindestens einmal pro Woche zu privaten Zwecken das Internet nutzen.
Erhebungszeitraum und Stichprobe Welle 1: 15.03.2023 bis 19.03.2023 (20 Uhr), n=989 Interviews
Erhebungszeitraum und Stichprobe Welle 2: 22.03.2023 bis 28.03.2023, n=1’034 Interviews
Die Studie im Überblick – Daten Swiss Brand Observer
- Grundgesamtheit: Schweizer Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 79 Jahren
- Stichprobengrösse pro Jahr und Marke: n= ca. 13’000
- Pro Kalenderwoche und Markensegment rund 250 Interviews pro Marke; für diesen Rückblick wurden gewöhnliche Wochenwerte genommen, das heisst je Datenpunkt und Marke ca. n=250
- Forschungsmethode: Online-Interviews
- Quotierung/Gewichtung: nach Alter, Geschlecht und Region (interlocked)
- Zufallsstichproben aus dem Link Panel, das zu 100 Prozent aktiv im Rahmen telefonischer Repräsentativstudien rekrutiert wird und damit mehr als 97 Prozent der relevanten Bevölkerung erreicht; Befragungsteilnehmende werden für jeweils mindestens drei Monate von Folgebefragungen ausgeschlossen
- Befragungszeitraum: seit September 2021
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