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Das Befinden der Schweizer Bevölkerung in Zeiten von COVID-19
LINK • 25. Januar 2021

Die aktuelle Pandemie dominiert den gesellschaftlichen Diskurs nach wie vor. Wie es um das psychische Befinden der Bevölkerung vor diesem Hintergrund steht, wurde jedoch bisher vergleichsweise wenig thematisiert. LINK hat im Januar 2021 eine Studie durchgeführt, um einen Überblick zu geben, wie es den Menschen in der Schweiz während dieser Zeit tatsächlich geht.
Die repräsentative Studie mit Teilnehmenden aus der Deutsch- und Westschweiz greift auf Angaben von 1’019 Befragten zurück. Die Teilnehmenden wurden gebeten, ihre eigene Situation sowie diejenige ihrer Familie und Freunde im Vergleich zum Januar 2020 zu bewerten. Dabei zeigen sich teilweise starke negative Tendenzen.
Das eigene aktuelle Wohlbefinden hat sich bei über einem Drittel der Befragten verschlechtert. Aufgebrochen in Altersgruppen zeigt sich, dass insbesondere die Jüngeren von einer Verschlechterung sprechen. 40.3% der 15–29-Jährigen fühlen sich nach eigener Aussage schlechter.


Geht es um die Beobachtungen der Befragten im eigenen Familien- und Freundeskreis, zeigt sich ein noch negativeres Bild. Bei Kindern stellen beinahe ein Drittel der Befragten eine Verschlechterung fest, bei Eltern und Grosseltern sogar knapp die Hälfte.

Spezifisch nach der Beurteilung der Situation der Kinder im eigenen Familien- und Freundeskreis gefragt, zeichnen die Teilnehmenden ebenfalls ein vorwiegend negatives Bild. Über ein Fünftel von ihnen gibt an, dass sich der psychische Zustand der beobachteten Kinder verschlechtert habe. Auch bei den schulischen Leistungen wird eine leichte Verschlechterung festgestellt.

Gefragt nach den Beobachtungen zum Konsumverhalten, wiederum im Familien- und Freundeskreis, halten sich die zunehmenden und abnehmenden Tendenzen mehrheitlich die Waage. Auffallend ist jedoch, dass mehr als drei Fünftel der Befragten eine Zunahme des digitalen Medienkonsums beobachten. Interessant ist, dass sich diese starke Tendenz durch alle befragten Altersgruppen zieht, wobei ein höherer Konsum beobachtet wird, je jünger die befragte Person ist.


Ebenfalls auffallend sind die Beobachtungen zum Verhalten spezifisch von Kindern im Familien-/ und Freundeskreis. Über zwei Fünftel der Befragten stellen eine Abnahme von Bewegung und Sport fest, während beinahe drei Fünftel eine Zunahme des digitalen Medienkonsums beobachten.

Werden die eigenen Ängste und Sorgen thematisiert, berichten 53.1% der Befragten von einer Zunahme. Diese Zahl bewegt sich über verschiedene Altersgruppen hinweg etwa im gleichen Rahmen. Bei Kindern im Familien- und Freundeskreis beobachten 40.2% der Befragten eine Zunahme, bei Eltern und Grosseltern sogar 67.2%.


Auch die Entwicklungen im sozialen Arbeitsumfeld wurden untersucht. Hierzu wurden spezifisch Personen befragt, die mit anderen Menschen zusammenarbeiten. Die Produktivität der Kollegen/Kolleginnen nehmen 22.7% der Befragten als schlechter wahr, die eigene 21.6%. Das Arbeitsklima leidet ebenfalls, und 37.8% der Befragten nehmen dieses als schlechter wahr. Zudem beobachten 34.8% bzw. 32.9% eine Verschlechterung beim Kundenverhalten bzw. bei der Stimmung der Vorgesetzten.

Die Teilnehmenden beurteilen im Rahmen der Studie auch die eigene Lebensqualität hinsichtlich Ernährung, Schlaf und Partnerschaft im Vergleich zum Januar 2020. Hier halten sich positive und negative Tendenzen die Waage, wobei der Schlaf der Befragten schlechter, die Ernährung und die Partnerschaft etwas besser wurden.

Weitere beobachtete Entwicklungen im eigenen Familien-/Freundeskreis sind unter anderem zunehmende Selbstisolation (41.4%), Verschlechterung der psychischen Gesundheit (29.1%), zunehmende Depression (20.5%) und wachsende Aggressivität (17.6%). Auch neue bzw. verstärkte Überlegungen, zum Psychiater zu gehen oder neu auftretende bzw. zunehmende Selbstmordgedanken beobachten 8.3% bzw. 3.0% der Befragten im eigenen Umkreis.

Wird nach generellen Entwicklungen im eigenen Haushalt gefragt, zeigen sich ebenfalls deutliche Veränderungen. 63.0% gaben an, zeitweise auf Sport und Hobbies verzichtet haben zu müssen. Auch die emotionale Belastung durch Besuchseinschränkungen bei nächsten Angehörigen liegt mit 43.8% hoch. Die arbeitsbezogene Belastung ist ebenfalls deutlich: Befragte berichteten bezüglich ihres Haushaltes von mindestens einer Person, die in Kurzarbeit war oder ist (25.8%), mindestens einer Person, die Angst um den Arbeitsplatz hat oder hatte (16.5%) und Personen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben (6.5%).

Die Studie im Überblick
Methode: Online-Befragung über das LINK Panel
Grundgesamtheit: In der Deutsch- und Westschweiz wohnhafte sprachassimilierte Personen im Alter von 15–79 Jahren. Die Stichprobe wurde nach Alter, Geschlecht und Region repräsentativ quotiert und gewichtet (gemäss aktueller BfS-Bevölkerungsstatistiken).
Studienzeitraum: 13. – 19. Januar 2021
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