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Gleichberechtigung: Männer bringen den Müll raus – der restliche Haushalt ist Frauensache
LINK • 9. März 2023

Anlässlich des diesjährigen Weltfrauentages hat LINK die Schweizer Bevölkerung gefragt, inwieweit Aufgaben rund um den Haushalt gleichmässig zwischen den Geschlechtern aufgeteilt sind und ob es geschlechterspezifische Unterschiede hinsichtlich des beruflichen Status gibt. Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass der Mehrheit der Befragten zwar klar ist, dass es mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern braucht. Im Alltag der Schweizerinnen und Schweizer zeigen sich aber weiterhin die alten geschlechterspezifischen Stereotypen – zur gelebten Gleichberechtigung ist es noch ein weiter Weg.
Insgesamt sieht eine knappe Mehrheit (54 %) der Befragten in der Gesellschaft mehr Vorteile für Männer als für Frauen. Von den befragten Frauen kommen sogar 67 % zu dieser Einschätzung, bei den Männern sind es nur 40 %. Auch in der medialen Berichterstattung lässt sich bei der erlebten Gleichstellung eine grosse Differenz beobachten: Nur etwa die Hälfte der Frauen (49 %) fühlt sich gleichgestellt – demgegenüber stehen fast drei Viertel der Männer (72 %). Während Männer schätzen, dass die Schweiz zu 60 % eine Gleichstellung zwischen Mann und Frau verwirklicht hat, schätzen Frauen die Gleichstellung nur zu 49 % als verwirklicht ein.
Immerhin: Sowohl Männer als auch Frauen sehen innerhalb der letzten zehn Jahre weitmehrheitlich «eher eine Verbesserung» der Situation hinsichtlich Gleichstellung. Unter denjenigen, die im selben Zeitraum «keine Veränderung» konstatieren, finden sich jedoch mehr Frauen (37 %) als Männer (30 %).
Im Alltag bringen Männer den Müll raus, Frauen kümmern sich um den Haushalt
Im privaten Umfeld sehen 68 % der Befragten die Gleichstellung von Frauen und Männern bereits erreicht. Aber Achtung: Frauen (59 %) kommen seltener zu diesem Schluss als Männer (75 %).
Bei der Verteilung konkreter Aufgaben sind sich die Befragten mehrheitlich einig, dass diese auf beide Geschlechter gleichmässig verteilt werden sollten (durchschnittlich 75 % der Befragten). Der Konfrontation mit der Realität hält das nicht in jedem Fall Stand. Wir haben die Studienteilnehmer/innen gefragt, wer in der aktuellen Beziehung welche Aufgaben hauptsächlich übernimmt. Hier sind es im Durchschnitt nur noch 54 %, die angeben, dass die Aufgaben von beiden Geschlechtern gleichgestellt erledigt werden. Männer sind demnach hauptsächlich für die Müllentsorgung (47 %) und die Organisation der Haushaltsfinanzen zuständig (34 %), Frauen verantworten eher den Abwasch (32 %), das Kochen von Mahlzeiten (42 %), Einkaufen von Lebensmitteln (38 %), Waschen der Kleidung (61 %), Reinigung des Haushaltes (48 %) und die Betreuung der Kinder (36 %).
Fehlende Kinderbetreuung hindert Frauen daran, Führungspositionen übernehmen zu können
65 % der Befragten sehen die berufliche Gleichstellung der Geschlechter als nicht erreicht. Von den befragten Frauen kommen sogar 80 % zu dieser Einschätzung, bei den Männern immerhin 50 %.
Rund die Hälfte der männlichen Befragten gibt an, ein berufliches Vollzeitpensum (>80 %) zu bewältigen. Bei den Frauen trifft das nur auf rund ein Drittel zu. Am deutlichsten ist der Unterschied in den Altersgruppen der 35- bis 44-Jährigen bzw. 45- bis 55-Jährigen. Hier haben laut der aktuellen Befragung knapp 78 % der befragten Männer ein Vollzeitpensum (45– bis 55-Jährige = 72 %), während es bei den Frauen nur 30 % (45- bis 55-Jährige = 23 %) sind. 16 % der befragten Frauen würden ihr Arbeitspensum gerne erhöhen. Frauen geben dabei jedoch signifikant häufiger als Männer an, dass sie das Pensum aufgrund fehlender Alternativen bei der Kinderbetreuung nicht erhöhen können (Männer = 2 %; Frauen = 12 %). Gleichzeitig geben Frauen an, dass das geringere Arbeitspensum auch ein Grund ist, weshalb sie keine Führungsposition übernehmen können (Männer: 6 %; Frauen 17 %). Dabei könnten sich 40 % der befragten Frauen, die derzeit keine Führungsposition innehaben, vorstellen, zukünftig eine Führungsrolle zu übernehmen.
Aus Sicht einer grossen Mehrheit der Befragten ist die Gleichstellung der Geschlechter ein erstrebenswertes gesellschaftliches Ziel – im Alltag ist die Gleichstellung aber noch nicht angekommen. Der Grossteil der Hausarbeit wird weiterhin von Frauen verrichtet. Auch im beruflichen Alltag sehen sich Frauen benachteiligt, unter anderem da ein höheres Arbeitspensum als Voraussetzung für eine Führungsposition gesehen wird, was Frauen aufgrund fehlender Alternativen bei der Kinderbetreuung häufiger als Männer nicht erfüllen können.
Weitere Informationen und Ergebnisse der Studie finden Sie untenstehend verlinkt.
Die Studie im Überblick
Methode: Onlinebefragung im LINK Panel
Grundgesamtheit: 1‘059 in der Schweiz wohnhafte Personen im Alter von 15-79 Jahren, die repräsentativ für die dortige Wohnbevölkerung sind, mindestens einmal pro Woche zu privaten Zwecken das Internet nutzen und den Fragebogen auf Deutsch, Französisch oder Italienisch ausfüllen können.
Erhebungszeitraum: 22.02.2023 bis 01.03.2023
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