Mit der hierzulande immer besser verfügbaren Impfung eröffnen sich für die Bevölkerung der Schweiz neue Möglichkeiten und offene Punkte. Unter anderem wird die Diskussion geführt, ob gewisse Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und ausgewählte Aktivitäten nur noch Geimpften zur Verfügung stehen sollen. Es stellt sich die Frage, wie die Bevölkerung hierzu denkt – eine Studie der Hochschule Luzern, unterstützt durch die LINK, bietet Antworten.
Zwischen dem 28. April und dem 04. Mai 2021 hat ein Forschungsteam der Hochschule Luzern über 1’000 Personen in der Schweiz zu ihrer Einstellung hinsichtlich der (eigenen) Impfung und Impfprivilegien befragt. LINK hat die Untersuchung durch eine Befragung im eigenen Internet Panel unterstützt. Die repräsentative Studie zeigt: Die Meinungen gehen stark auseinander.
Hinsichtlich Impfprivilegien in verschiedenen Lebensbereichen zeigt sich, dass die Ablehnung dieser meist überwiegt. Beispielsweise stimmen nur 24 % der Bevölkerung einer Privilegierung bei dem Betreten von Geschäften zu. Ähnlich tief ist die Akzeptanz bei weiteren alltäglichen Aktivitäten wie der ÖV-Nutzung (28 %), dem Besuch von Kinos (33 %) oder Restaurantbesuchen (33 %). Hoch steht die Akzeptanz von Impfprivilegien jedoch bei vergleichsweise speziellen Ereignissen wie Flugreisen (51 %) oder Grossveranstaltungen (49 %), sowie beispielsweise bei der Ausübung von Pflegeberufen (51 %).
Hinsichtlich der generellen Akzeptanz von Impfprivilegien zeigt sich, dass diese sich zwischen den einzelnen Altersgruppen stark unterscheidet. Bei denjenigen Befragten, die älter als 65 Jahre sind, liegt die komplette Ablehnung lediglich bei 20 % – auf der Kehrseite liegt dieser Wert bei den 30- bis 49-Jährigen bei 42 %. «Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die Schweiz bezüglich Impfprivilegien in drei ähnlich grosse Lager teilt», so Marcel Zbinden, Studienautor und Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Luzern. Gesamthaft lehnen 35 % der Bevölkerung jegliche Impfprivilegien ab, 37% befürworten sie vereinzelten Bereichen und 29 % befürworten diese in vielen oder gar allen abgefragten Lebensbereichen.
Geht es nun um eine generelle Impfpflicht, so wird deutlich, dass insbesondere im Tessin sowie bei den über 65-Jährigen die Akzeptanz besonders hoch ist (48 % bzw. 42 %). Gesamthaft jedoch lehnt mit 53 % die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung eine Pflicht ab, und dieser Tenor spiegelt sich auch in den übrigen Altersgruppen und Regionen.
Die Impfbereitschaft hingegen ist sehr hoch – 73 % der Gesamtbevölkerung hat entweder vor, sich impfen zu lassen, hat sich bereits registriert oder bereits mindestens eine Dosis erhalten. Dieser Wert liegt erneut bei den über 65-Jährigen mit 90 % am höchsten – bei den 30- bis 49-Jährigen sind es immerhin noch 65 %. Auffallend ist auch, dass die Impfbereitschaft bei Frauen etwas niedriger liegt als bei Männern. Nicht überraschend ist, dass Befragte, die Ihren Gesundheitszustand als unterdurchschnittlich wahrnehmen, eine höhere Impfbereitschaft (80 %) aufweisen als solche, die sich als überdurchschnittlich gesund empfinden (65 %).
Alle weiteren Informationen finden Sie auf der Website der Hochschule Luzern.