Brigitte, du bist seit Ende letzten Jahres Leiterin von LINK Qualitative. Wie waren deine ersten 150 Tage?
Intensiv, spannend und sehr wertvoll… Bei LINK sind super schlaue Leute am Werk. Noch dazu sind die Kollegen ausgesprochen sympathisch. Es ist wirklich ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Man unterstützt sich, tauscht sich aus und lernt voneinander. Zum Beispiel halten wir interne Workshops ab, in denen wir neue Herangehensweisen und Ideen entwickeln.
Du bist für diese Stelle auch neu in die Schweiz umgezogen.
Ja, ich habe nicht nur ein neues Unternehmen kennengelernt, sondern auch ein neues Land. Ich bin ursprünglich aus Deutschland und habe fast 20 Jahre in den USA gelebt und gearbeitet. Meine weitreichenden Erfahrungen helfen mir, dem Schweizer Markt mit Neugier und Offenheit zu begegnen.
Ist der Schweizer Markt anders?
Der Schweizer Markt ist relativ klein und unsere Kunden schätzen es, ein direktes Gefühl für Zielpersonen zu bekommen. Ich merke, da gibt es hin und wieder Bedenken, dass Online-Methoden weniger aussagekräftig seien als Face2Face. Es lässt sich aber viel des persönlichen Erlebens auch im Online-Bereich authentisch herstellen.
Wie sieht das genau aus?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: kleine Expertenrunden im Chat, Kunden-Foren, ethnographische Studien, Konsumententagebücher, In-Home-Tests oder größere Insight Communities. Die qualitative Online-Forschung bringt weitere Forschungsmöglichkeiten und Einsichten in Zielgruppen und Konsumverhalten.
Was macht dir dabei am meisten Spass?
In der qualitativen Forschung wird es nie langweilig. Wer nicht flexibel und erfinderisch ist, der fühlt sich schnell entmutigt. Gerade das macht mir aber Freude, dass ich immer wieder nach neuen, individuellen Lösungen suchen kann und Gestaltungsfreiraum habe.
Welche Lösungen gibt es da zum Beispiel?
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten qualitative Methoden, Modelle und Tools zu kombinieren. Da kommt es immer auf die kundenspezifische Situation und Fragestellung an, welche Lösung man bietet. Ich bin jemand, der sich gerne tief in eine Thematik oder in Personen hineindenkt, der die Dinge aus verschiedenen Perspektiven betrachten möchte und dabei Verbindungen sieht, die nicht immer offensichtlich sind.
Dabei muss sich qualitative Marktforschung immer wieder neuen Herausforderungen stellen, oder…?
Ich glaube, dass vor allem die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie die qualitative Marktforschung stark in Erklärungsnot gebracht haben. Früher hiess es, die qualitative Forschung beantwortet das Warum hinter Daten. Aber wie können wir das Warum erklären, wenn ca. 90% der Entscheidungsprozesse beim Menschen unbewusst ablaufen? Wir Menschen sind nicht immer in der Lage, die Hintergründe unseres Verhaltens und unserer Einstellungen bewusst wahrzunehmen. Daher werden Methoden und Tools immer wichtiger, die Verhalten und unbewusste Reaktionen erfassen anstatt Meinungen und Rationalisierungen.
Hat sich die Qualitativer Forschung diesbezüglich in den letzten Jahren stark verändert?
Als ich vor mehr als 20 Jahren in der Qualitativer Forschung anfing, da waren Fokusgruppen und Tiefeninterviews das Nonplusultra. Jetzt hat man viel mehr Möglichkeiten durch neue Technologien wie zum Beispiel implizite Verfahren, mobile Ethnografie oder Video-Tagebücher, realitätsgetreuere und lebensnähere Insights zu generieren.»
Was dürfen dann eure Kunden von dir und deinem Team erwarten?
Wir wollen vermehrt das Verhalten und den Kontext unserer Zielpersonen mit einbeziehen und deshalb öfter Lösungen anbieten, bei denen wir klassische Methoden mit neueren Ansätzen kombinieren.
Was heisst das konkret?
Wir werden unser Angebot in Richtung Communities, Mobile und Immersion/ Ethnografien erweitern. Es gibt nicht DIE ideale Methode, aber wenn wir projektspezifisch kombinieren, dann lässt sich das Optimum an Insights herausholen.