Studien • Medienforschung
Programmanalyse 2020: Stabile Entwicklung der SRF-Radiosender
LINK • 22. November 2021

Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG SSR) ist durch das Bundesgesetz über Radio und Fernsehen (RTVG) und die SRG-Konzession unter anderem zur Sicherstellung einer umfassenden, vielfältigen und sachgerechten Berichterstattung, zur Förderung der schweizerischen Kultur sowie zur Unterstützung des Austausches zwischen den Landesteilen und Sprachgemeinschaften verpflichtet. Wie diese Anforderungen in den Programmen der SRG SSR berücksichtigt werden, lässt das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) in regelmässigen Abständen von externen Fachstellen überprüfen. Die Analyse der Deutschschweizer Radioprogramme 2020 wurde durch die LINK durchgeführt.
Stichprobenziehung anhand künstlicher Woche
Die Programmanalyse erfolgte mittels quantitativer Inhaltsanalyse und orientierte sich an den aus den Konzessions- und Gesetzes-Vorgaben abgeleiteten Leistungsindikatoren wie unter anderem Informationsanteil, Themen-, Meinungs- und Formenvielfalt oder Regionalbezug. Da die diesjährige Untersuchung eine Fortführung der in der Vergangenheit mehrfach durchgeführten SRG-SSR-Programmanalyse ist, wurde das etablierte methodische Vorgehen im Wesentlichen beibehalten und lediglich notwendige Anpassungen vorgenommen, um etwa die seit 2019 geltenden veränderten Konzessionsvorgaben zu berücksichtigen. Dadurch wird eine weitgehende Anschlussfähigkeit an bisherige Studienergebnisse und das Potenzial der Erhebung als Datenbasis für eine langfristige Programmbeschreibung der SRG-SSR-Radiosender gewährleistet.
Die Stichprobe für jeden der sechs analysierten SRF-Sender besteht aus einem Korpus von je sieben Programmtagen, welche in Form einer künstlichen Woche gezogen wurden. Für jeden Untersuchungstag wurde das in der Zeit von 5.00 Uhr bis 24.00 Uhr ausgestrahlte Programm analysiert – ausserdem wurden die SRF 1 Regionaljournale in die Analyse miteinbezogen.
Höherer Informationsanteil und vielfältigere Formate
Die Ergebnisse der Untersuchung 2020 zeigen unter anderem, dass die Programmleistungen sich im Vergleich zur letzten Erhebung der Deutschschweizer Programme 2017 weitgehend stabil bzw. leicht positiv entwickelt haben. Beispielsweise hat der Informationsanteil auf allen sechs SRF-Radiosendern leicht zugenommen und lag 2020 durchschnittlich bei einem Drittel der gesamten Sendedauer. Es ist anzumerken, dass sich der Umfang des Informationsangebots von Sender zu Sender aufgrund der abweichenden Senderprofile stark unterschied.
In den gesendeten Informationsinhalten wurde ein breites Themenspektrum abgedeckt, und insbesondere die konzessionsrechtlich relevanten Themenkategorien Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur genossen hohe Präsenz. Gleichzeitig wurde eine leichte Abnahme der thematischen Vielfalt seit 2017 beobachtet, während sich die Formenvielfalt erhöht hat. Insbesondere SRF 2 Kultur und SRF 4 News zeichnen sich durch eine vielfältige Mischung von verschiedenen, teilweise sehr aufwändig gestalteten Darstellungsformen wie Reportagen oder Features aus.
Hohe Vielfalt an Akteurinnen und Akteuren stabil
In Informationsinhalten, in welchen Einordnungsleistungen potenziell erbracht werden können (bspw. keine Schlagzeilen oder Kurzmeldungen), werden relativ häufig unterschiedliche Sichtweisen auf Themen oder Geschehnisse präsentiert. Rund ein Fünftel solcher Inhalte enthielten 2020 unterschiedliche Perspektiven oder Meinungen.
Auch durch die auftretenden Akteurinnen und Akteure werden solche verschiedenen Sichtweisen vermittelt, und auf allen sechs SRF-Radiosendern waren Schweizer Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Bereichen von Politik über Kultur bis hin zu Sport vertreten. Ausgehend vom jeweiligen Senderprofil kamen auf SRF 4 News deutlich häufiger politische, auf SRF 2 Kultur kulturelle und auf SRF 1 gesellschaftliche Akteur/innen vor als auf den übrigen Sendern. Insgesamt wiesen die SRF-Radiosender 2020 eine vergleichbare Vielfalt an Akteur/innen auf wie 2017.
Ein weiterer durch die Konzession vorgeschriebener Aspekt ist die angemessene Vertretung der Geschlechter innerhalb des Angebots. 2020 war der Anteil der Sprecher innerhalb der Wortbeiträge der SRF-Radiosender teilweise deutlich grösser als der Anteil der Sprecherinnen. Am auffälligsten war dies bei SRF Virus, wo drei Viertel der gesprochenen Sendezeit auf männliche Sprecher entfielen.
Stärkere Quellentransparenz und COVID-19 als Dauerthema
Die Quellen der gesendeten Informationen wurden in über vier Fünfteln der Informationsinhalte genannt oder im O-Ton wiedergegeben. Auch der Quellenzugang wurde sehr transparent offengelegt. Im Vergleich zu 2017 wurde die Quellentransparenz im Ganzen gesteigert und wieder auf das Niveau von 2014 befördert.
Über die COVID-19-Pandemie und ihre Implikationen für die Schweiz und die internationale Gemeinschaft wurde als gesellschaftlich hochbrisantes Thema 2020 auf den SRF-Radiosendern intensiv berichtet und diskutiert. Lediglich SRF 2 Kultur fiel aus dem Rahmen – 80 % der Informationsinhalte des Senders hatten keinen Bezug zur Pandemie. Am häufigsten wurde diese auf SRF 4 News thematisiert, und in fast einem Drittel der Informationsinhalte des Senders war die Krise Haupt- oder Nebenthema.
Weitere Erkenntnisse sowie Informationen zur Programmanalyse der Deutschschweizer SRG-Radioprogramme 2020 finden Sie auf der Website des BAKOM sowie im zugehörigen Dashboard.
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