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Psychische Gesundheit: Schweizer beurteilen ihr 2022 viel positiver als Deutsche
LINK • 7. Februar 2023

Die aktuelle Weltlage, geprägt unter anderem durch Energiekrisen und politischen Konflikten wie dem Ukraine-Krieg, kann für viele Menschen belastend sein. Eine aktuelle für die Schweizer Bevölkerung repräsentative Studie von LINK belegt jedoch, dass trotzdem 59 % der Schweizerinnen und Schweizer ihr persönliches Jahr 2022 als (sehr) gut beurteilen. Auffallend: Eine in Deutschland durch YouGov durchgeführte repräsentative Studie mit denselben Fragen (in verkürzter Version) zeigt, dass auf dieselbe Frage hin lediglich 31 % der Deutschen angeben, ein (sehr) gutes Jahr 2022 gehabt zu haben. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Frage nach dem generellen Wohlbefinden – während in der Schweiz aktuell 82 % (sehr) zufrieden damit sind, sind es in Deutschland nur 63 %. Während in beiden Studien die Gründe für das seelische Wohlbefinden nicht explizit abgefragt wurden, wäre eine mögliche Hypothese, dass die aktuelle weltpolitische und -wirtschaftliche Lage den Einwohner/innen Deutschlands mehr zu schaffen macht als den Schweizer/innen.
Work-Life-Balance und generelle Arbeit: Schweizer/innen zufriedener und glücklicher als vor einem Jahr
In der Schweizer Studie wurden nebst verschiedenen Fragen zum eigenen (physischen und psychischen) Befinden auch Fragen zur Beziehung mit den Angehörigen, Häufigkeit des Konsums verschiedener Güter, die Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten sowie Probleme im Job und generelle psychische Probleme gestellt. All diese Aspekte wurden von den Befragten einerseits zum aktuellen Zeitpunkt (Januar 2023) und andererseits subjektiv rückblickend auf den Januar 2022 beurteilt.
Betrachtet man insbesondere den subjektiven Zeitvergleich, so sieht man, dass beispielsweise im Mittel signifikant mehr Personen (2023: 82 %) mit ihrer Arbeit zufrieden sind als im Januar 2022 (plus 7 Prozentpunkte), und aktuell durchschnittlich signifikant mehr Personen angeben, eine positive Work-Life-Balance zu haben (76 %) als im Januar 2022 (plus 7 Prozentpunkte). Ausserdem sind die Schweizerinnen und Schweizer nun nach eigenen Angaben glücklicher als noch vor einem Jahr (Januar 2023: 83 % Zustimmung, Januar 2022: 80 %). Zum Vergleich: In Deutschland geben nur 65 % an, aktuell glücklich zu sein, und rückblickend auf den Januar lediglich 61 %.
Durchschnittlich signifikant weniger Alkoholkonsum als im Januar 2022
Die Häufigkeit des Konsums verschiedener Güter und Substanzen hat sich laut subjektiver Einschätzung derweil nicht gross verändert. Lediglich durchschnittlich signifikant tiefer ist der (sehr) häufige Konsum von Alkohol, wobei rückblickend auf den Januar 2022 signifikant mehr Männer (34 %) als Frauen (20 %) solchen angeben – dasselbe Bild zeigt sich im Januar 2023 (Männer: 30%, Frauen: 15 %). Hier muss jedoch erneut betont werden, dass der Rückblick auf Januar 2022 subjektiv aus der Erinnerung erfolgt ist und der zum Zeitpunkt der Befragung allfällig praktizierte Dry January gegebenenfalls einen Einfluss haben könnte.
An erster Stelle im Konsum-Häufigkeits-Ranking vom Januar 2023 steht stark abgeschlagen Social Media ((sehr) häufig: 56 %), gefolgt von Mobile Games (26 %) und Medikamenten (25 %).
Generelle Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten des Jobs – Effizienz im Home Office wird gut bewertet
Die arbeitende Schweizer Bevölkerung ist generell zufrieden mit verschiedenen Aspekten ihres Jobs. Aktuell am besten bewertet werden der Aufgabenbereich (87 %), die Kolleg/innen bzw. Mitarbeiter/innen (86 %) und der Arbeitsinhalt (84 %). Weniger zufrieden ist man mit den Weiterentwicklungsmöglichkeiten (64 %). Eine (sehr) häufig hohe Arbeitsbelastung beklagen im Januar 2023 52 % (mit minus 5 Prozentpunkten weniger als im Januar 2022). Die Ergebnisse zeichnen wiederholt ein Bild der generell gesteigerten Zufriedenheit mit Aspekten des eigenen Jobs. Jedoch geben mit 24 % auch mehr Leute Konzentrationsschwierigkeiten an, verglichen mit Januar 2022 (plus 5 Prozentpunkte).
Bei der Beurteilung der Situation im Home Office geben knapp 9 von 10 Schweizer/innen an, eine eher bis sehr gute Arbeitsqualität zu erreichen. Auch die Effizienz wird gut bewertet (eher bis sehr gut: 81 %). Am unteren Ende der Liste findet sich hingegen die Vernetzung mit Arbeitskolleg/innen, die zwar den letzten Platz belegt, jedoch mit 78 % noch immer von mehr als drei von vier Schweizer/innen als eher bis sehr gut beurteilt wird. Diese hat sich im Übrigen dem subjektiven Rückblick zufolge seit Januar 2022 um 9 Prozentpunkte verbessert.
Deutlich mehr Existenzängste in Deutschland als in der Schweiz
In der Erhebung wurden die Befragten auch nach bestimmten negativen Emotionen, Gedanken und Beschwerden gefragt. Hier führt die Angst um die körperliche Gesundheit von Angehörigen, welche im Januar 2023 von 34 % als (sehr) häufig angegeben wurde – jedoch war diese im Januar 2022 laut subjektivem Rückblick im Mittel signifikant höher (plus 3 Prozentpunkte), was möglicherweise auf die damals noch präsentere Corona-Pandemie zurückzuführen sein könnte. Auch Selbstzweifel (27 %) und die Angst vor Versagen (26 %) sind bei mehr als einem Viertel der Bevölkerung aktuell (sehr) häufig vorhanden.
Auffallend ist, dass in Deutschland deutlich mehr Leute unter Existenzängsten (Geldsorgen) leiden als in der Schweiz. Im Januar 2023 geben 43 % der Deutschen an, diese (sehr) häufig zu erleben. Im Januar 2022 lag dieser Wert nach Angaben der Befragten noch bei 33 %, was zeigt, dass 2022 kein einfaches Jahr für unser Nachbarland war. In der Schweiz leidet aktuell knapp ein Viertel (24 %) der Bevölkerung (sehr) häufig unter Existenzängsten – laut Befragten lag dieser Wert im Januar 2022 mit 20 % ebenfalls tiefer.
Den Studienbericht mit allen Charts können Sie untenstehend herunterladen. Gerne stehen wir Ihnen bei Interesse oder Wunsch nach weiteren Ergebnissen der Studie zur Verfügung.
Die Studie von YouGov, welche repräsentativ für Deutschland durchgeführt wurde und dieselben, jedoch weniger Fragen enthält, finden Sie ebenfalls untenstehend verlinkt.
Die Studie im Überblick
Methode: Online-Befragung über das LINK Panel
Grundgesamtheit: 1’238 in der Deutsch- und Westschweiz sowie im Tessin wohnhafte Personen im Alter von 15 – 79 Jahren. Die Stichprobe wurde nach Alter, Geschlecht und Region repräsentativ quotiert und gewichtet.
Studienzeitraum: 17. bis 23. Januar 2023
Die Ergebnisse der Befragung in Deutschland wurden durch die internationale Data & Analytics Group YouGov erhoben, die hierfür 2‘046 Personen in Deutschland vom 24. bis 26. Januar 2023 mittels standardisierter Online-Interviews befragt hat. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. In der Erhebung von YouGov wurden dieselben Fragen, jedoch in gekürzter Fassung, gestellt, was einen direkten Vergleich ermöglicht.
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