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Schweizer Bevölkerung empfindet COVID-19 als hohe Bedrohung für ihr Land
LINK • 27. März 2020

- Die durch das Coronavirus gefühlte Bedrohung steigt für die Schweiz nun deutlich an
- Gut ein Drittel der Befragten befürchtet negative finanzielle Folgen
- Hohe Zustimmung für den durch den Bundesrat ausgerufenen Notstand
Die gefühlte Bedrohung steigt im Vergleich zur letzten Befragung Mitte März insgesamt an – nicht nur die weltweite Bedrohung, sondern insbesondere auch die Bedrohung für die Schweiz.
Nach einem ersten sprunghaften Anstieg der gefühlten Bedrohung für die Schweiz in Mitte März, ist der Anteil diese Woche um satte 45 Prozentpunkte auf 75 Prozent gestiegen. Der Anstieg von infizierten Personen und Todesopfern sowie die vom Bundesrat verschärften Massnahmen scheinen die Bedrohung für Schweizer*innen bewusster gemacht zu haben. Gegenüber der letzten Befragung steigt der Anteil an Personen, die das Virus als persönliche Bedrohung ansehen um 19 Prozentpunkte auf 30 Prozent.

Mit 36 Prozent hat sich der Anteil an Personen in der Westschweiz, welche sich durch COVID-19 persönlich bedroht fühlen, im Vergleich zur letzten Befragung nahezu verdreifacht. Einerseits zeigt sich hier die Nähe zu Frankreich, welches vergangene Woche eine Ausgangssperre verhängt hat. Andererseits verzeichneten die Kantone Waadt und Genf vergangene Woche einen markanten Anstieg an mit COVID-19 Infizierten.

Befürchtungen, dass sich der Ausbruch des Coronavirus negativ auf die persönliche finanzielle Lage auswirken wird, steigen im Vergleich zur letzten Befragung
35 Prozent der Befragten befürchten, dass sich der Ausbruch des Coronavirus negativ auf ihre persönliche finanzielle Lage auswirken wird. In der Westschweiz und dem Tessin liegt dieser Wert mit über 40% noch höher. Von negativen Folgen für die Schweizer Wirtschaft und die Weltwirtschaft geht mit 94 Prozent eine deutliche Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer aus.


Schweizerinnen und Schweizer haben ihre Freizeitaktivitäten seit der letzten Befragung weiter eingeschränkt, was negative Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft hat, aber für die Eindämmung des Virus absolut notwendig ist. Inzwischen geben 94 Prozent an, auf Auslandsreisen zu verzichten. Der Anteil an Schweizerinnen und Schweizern, welche öffentliche Verkehrsmittel meiden, ist sprunghaft um 40 Prozentpunkte angestiegen.

Der Appell zuhause zu bleiben wird von der Schweizer Bevölkerung umgesetzt
Die vom Bundesrat am 16. und 20. März 2020 beschlossenen Massnahmen und Empfehlungen werden von den Befragten gut umgesetzt. 89 Prozent gaben an, häufiger zu Hause zu bleiben. 50 Prozent der Befragten geben an, häufiger im Home-Office zu arbeiten und der ÖV wird von 74 Prozent der Befragten Schweizerinnen und Schweizern weniger häufig genutzt als noch vor der Krise.

Besonders wichtig ist der Kontakt zu Freunden und Familie
65 Prozent der Befragten geben an, nun vermehrt über das Telefon und Internet Freunde und Familie zu sprechen und 39 Prozent nutzen aktuell häufiger Social Media. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, geben 41 Prozent der Befragten an, mehr TV zu schauen bzw. Videos zu streamen und 13 Prozent geben an, häufiger Podcasts oder Audiobooks zu hören als in der Zeit vor der Krise. Bewegtbild profitiert demnach am stärksten von der aktuellen Situation.

Der Hunger nach Informationen ist gross
Schweizerinnen und Schweizer haben aktuell ein erhöhtes Bedürfnis nach Informationen. Hiervon profitieren die Nachrichten im TV am stärksten, die von knapp einem Drittel der Befragten häufiger geschaut werden als zuvor. Auch Online-Quellen profitieren: 45 Prozent der Befragten geben an, aktuell häufiger Online-Quellen zu lesen und 43 Prozent informiert sich häufiger über in digitalen Zeitungen. Auch Nachrichten am Radio und Print-Zeitungen profitieren von dem erhöhten Informationsbedürfnis der Schweizer Bevölkerung, allerdings in schwächerem Umfang.

Onlinehandel profitiert nur teilweise – Käufe werden insgesamt eher aufgeschoben
Der Onlinehandel mit Lebensmitteln profitiert stärker als die stationären Supermärkte von der aktuellen Situation. Insgesamt geben 15 Prozent der Befragten an, häufiger Nahrungsmittel online zu kaufen. Nur 5 Prozent kaufen häufiger im Supermarkt ein. Die Hochphase der Hamsterkäufe scheint damit vorbei zu sein. 10 Prozent der Befragten an, mehr Kleider online zu kaufen, bei Unterhaltungselektronik sind es 7 Prozent. Es bleibt abzuwarten, ob es bei andauernder Krise auch online vermehrt zu Kaufaufschüben kommt.

Flexible Arbeitsmodelle helfen bei Sicherstellung der Kinderbetreuung
Rund ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer gab an, von den Schliessungen der Schulen, Kindergärten und sonstigen Betreuungseinrichtungen betroffen zu sein. Homeoffice und flexible Arbeitszeiten werden von 28 Prozent genutzt, um die Kinderbetreuung in dieser ausserordentlichen Lage zu organisieren. 30 Prozent der Befragten geben an, dass ein Elternteil für die Kinderbetreuung zuständig ist. Auf eine Notbetreuung greifen lediglich 3 Prozent der Befragten zurück.

Zustimmung für ausgerufenen Notstand hoch
Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer (75 Prozent) halten es für angemessen, dass der Bundesrat für die Schweiz den Notstand ausgerufen hat. 16 Prozent wünschten sich gar drastischere Massnahmen, wobei dieser Anteil in der Westschweiz mit 25 Prozent deutlich höher ausfällt. Lediglich 9 Prozent der Befragten hielten den ausgerufenen Notstand für übertrieben.

Die Mehrheit geht wie in den Vorwochen davon aus, dass das Coronavirus innerhalb der nächsten 6 Monate eingedämmt wird
Der Anteil der Bevölkerung, welcher damit rechnet, dass es noch Monate dauern wird, bis das Coronavirus eingedämmt ist, ist deutlich gestiegen (Welle 1: 64%; Welle2: 69%, Welle3: 69%, Welle 4: 78%).

Die steigenden Fallzahlen an Infizierten sowie Todesopfern in der Schweiz und die vom Bundesrat verordneten Massnahmen scheinen die gefühlte Bedrohung durch das Coronavirus für die Schweiz stark zu steigern. Ein wachsender Anteil der Schweizer Bevölkerung geht zudem davon aus, dass die persönliche finanzielle Lage durch das Virus negativ beeinflusst wird. Den vom Bundesrat ausgerufenen Notstand hält die grosse Mehrheit für angemessen.
Die Studie im Überblick
Methode: Onlinebefragung (LINK Panel)
Grundgesamtheit: In der Schweiz wohnhafte Personen im Alter von 15-79 Jahren, die repräsentativ für die dortige Bevölkerung sind, mindestens einmal pro Woche zu privaten Zwecken das Internet nutzen und den Fragebogen auf Deutsch, Französisch oder Italienisch ausfüllen können.
Fallzahl:
Welle 4: 1‘297 Personen
Welle 3: 1‘132 Personen
Welle 2: 1‘074 Personen
Welle 1: 1’157 Personen
Stichprobe (gewichtet nach folgenden Kriterien):
Geschlecht: weiblich & männlich
Altersgruppen: 15-29 Jahre, 30-44 Jahre, 45-59 Jahre & 60-79 Jahre
Region: D-CH, W-CH und TI
Haushaltsgrösse: 1-2 Personen & mehr als 3 Personen
Erwerbstätigkeit: Voll/ teilweise berufstätig & nicht berufstätig
Befragungszeitraum:
Welle 4: Mittwoch, 18.03.2020 19:00 bis Dienstag, 24.03.2020 15:45
Welle 3: Dienstag, 10.03.2020 14:45 bis Donnerstag, 12.03.2020 14:50
Welle 2: Dienstag, 03.03.2020 19:12 bis Freitag, 06.03.2020 12:06
Welle 1: Mittwoch, 26.02.2020 15:00 bis Freitag, 28.02.2020 11:30
LINK
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