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Studie zeigt gegenüber Vorwoche keine Schweizer Mehrheit für offene Grenzen
LINK • 13. März 2020

- 60 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind nicht sicher, ob sich die Ausbreitung des Coronavirus negativ auf ihre persönliche finanzielle Lage auswirken wird.
- Die Mehrheit der Befragten ist sich jedoch einig, dass sich die Coronakrise negativ auf die Weltwirtschaft und die Schweizer Wirtschaft auswirken wird.
- Die Zustimmung drastischere Massnahmen zur Eindämmung der Krise zu ergreifen, nimmt weiter zu – es gibt keine Mehrheit mehr, die sich gegen eine Schliessung der Schweizer Grenzen ausspricht.
Die gefühlte Bedrohung steigt im Vergleich zur Vorwoche insgesamt an – Schweizer fühlen sich aber nach wie vor mehrheitlich persönlich nicht sehr stark durch das Coronavirus bedroht
In der vergangenen Woche gaben nur 20 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer an, dass vom Coronavirus eine hohe bis sehr hohe Bedrohung für ihr Land ausgehen würde. Das Verbot von Grossveranstaltungen als erste einschneidende Massnahme zur Eindämmung des Virus durch den Bundesrat hatte auf das Ergebnis in der letzten Woche keinen grossen Einfluss. Erst nach dem Einbruch am Aktienmarkt zu Beginn der Woche und den ersten Todesopfern in der Schweiz ist ein sprunghafter Anstieg um 10 Prozentpunkten zu verzeichnen – nun gehen bereits 30 Prozent der Befragten von einer hohen bis sehr hohen Bedrohung durch das Virus für die Schweiz aus.

Auch der Anteil der Befragten, die sich persönliche stark durch das Virus bedroht fühlen nimmt etwas deutlicher zu (+3 Prozent). Vor allem die Tessiner Bevölkerung gibt an, sich persönlich sehr durch das Virus bedroht zu fühlen – mit insgesamt 30 Prozent eine satte Verdopplung im Vergleich zur Vorwoche. Hier macht sich die Nähe zu Italien nun eindeutig bemerkbar, wo sich das Virus bereits sehr stark ausgebreitet hat und die Regierung einschneidende Massnahmen zur Eindämmung anordnen musste.

Einbruch der Börsen am Montag führt zu einer grossen Verunsicherung der Schweizerinnen und Schweizer in Bezug auf die eigene finanzielle Lage
60 Prozent der Befragten geben an, nicht zu wissen, ob sich die Ausbreitung des Virus negativ auf die persönliche finanzielle Lage auswirken wird. Dass die Coronakrise sowohl negative Folgen für die Weltwirtschaft als auch die Schweizer Wirtschaft haben würde, ist bei einer grossen Mehrheit der Befragten jedoch unbestritten.

Am stärksten ersichtlich werden die wirtschaftlichen Folgen an den Massnahmen, die ein Grossteil der Befragten aktuell bereits mit hoher Wahrscheinlichkeit umsetzt. Nachdem schon in der vergangenen Woche 60 Prozent der Befragten angaben, auf Auslandsreisen zu verzichten, sind es in dieser Woche 71 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, weniger häufig ins Restaurant oder Kino zu gehen – ein Anstieg um 18 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Auch deutliche Einschnitte im Mobilitätsverhalten zeichnen sich anhand des Rückgangs in der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ab, den mittlerweile fast die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer meidet.

Zustimmung für drastischere Massnahmen des Bundesrats nehmen weiter zu
Dass die Bedrohung nun zugenommen hat, wird auch deutlich an der Zustimmung der Befragten zu drastischeren Massnahmen des Bundesrats wie dem Verbot von Grossveranstaltungen vom 28. Februar 2020. Mit 81 Prozent halten 5 Prozent mehr als in der Vorwoche das Verbot von Grossveranstaltungen nun für angemessen.

Keine Mehrheit mehr vorhanden, die Grenzen weiterhin offen zu halten
Eine zunehmende Offenheit für weiterführende Massnahmen zur Eindämmung der Krise zeigt auch, dass diese Woche nur noch 41 Prozent der Befragten davon überzeugt sind, dass die Grenzen offenbleiben sollen – 20 Prozent weniger als in der Vorwoche. Dennoch entwickelt sich die Tendenz unter den Befragten (34 Prozent) eher hin zu einer eingeschränkten Grenzschliessung zu den Nachbarländern, von denen ein erhöhtes Risiko ausgeht. Nur 11 Prozent der Befragten fordern eine komplette Schliessung aller Schweizer Aussengrenzen.

Im regionalen Vergleich ist lediglich im Tessin der Ruf nach einer kompletten Schliessung der Schweizer Aussengrenzen verständlicherweise deutlich lauter geworden.

Durchschnittlich sind 34 Prozent der Befragten der Auffassung, dass nur Grenzen zu den Nachbarländern geschlossen werden sollten, von denen ein erhöhtes Risiko ausgeht. Diese Befragten geben einheitlich an, dass in diesem Falle die Grenze zu Italien geschlossen werden sollte. Grenzschliessungen zu Frankreich, Deutschland und Österreich halten weiterhin nur kleine Minderheiten für sinnvoll.

Die Mehrheit geht wie in den Vorwochen davon aus, dass das Coronavirus innerhalb der nächsten 6 Monate eingedämmt wird
Die Mehrheit der Bevölkerung rechnet nach wie vor damit, dass es noch Monate dauern wird, bis das Coronavirus eingedämmt ist (Welle 1: 64%; Welle2: 69%, Welle2: 69%).

Vor allem nach den Turbulenzen an den internationalen Börsen wachsen die Bedenken bei den Schweizerinnen und Schweizern, dass das Virus eine grössere Bedrohung darstellen könnte, als bisher angenommen. Sorgen bereiten den Befragten vor allem die Unsicherheit, ob die Ausbreitung des Coronavirus auch Auswirkungen auf die persönliche finanzielle Lage haben wird. Die zunehmende Besorgnis unter den Schweizerinnen und Schweizern führt jedoch auch zu einer erhöhten Akzeptanz für tiefgreifendere Massnahmen, um das Virus und die damit verbundenen Folgen möglichst rasch eindämmen zu können. Als LINK sind wir seit fast 40 Jahren verlässlicher Partner in der Markt- und Sozialforschung. Durch unser hochwertiges und grösstes Panel in der Schweiz mit über 115’000 aktiv rekrutierten Panelisten werden wir auch weiterhin Daten als Grundlage für einer sachdienliche Diskussion sammeln.
Die Studie im Überblick
Methode: Onlinebefragung (LINK Panel)
Grundgesamtheit: In der Schweiz wohnhafte Personen im Alter von 15-79 Jahren, die repräsentativ für die dortige Bevölkerung sind, mindestens einmal pro Woche zu privaten Zwecken das Internet nutzen und den Fragebogen auf Deutsch, Französisch oder Italienisch ausfüllen können.
Fallzahl:
Welle 3: 1‘132 Personen
Welle 2: 1‘074 Personen
Welle 1: 1’157 Personen
Stichprobe (gewichtet nach folgenden Kriterien):
Geschlecht: weiblich & männlich
Altersgruppen: 15-29 Jahre, 30-44 Jahre, 45-59 Jahre & 60-79 Jahre
Region: D-CH, W-CH und TI
Haushaltsgrösse: 1-2 Personen & mehr als 3 Personen
Erwerbstätigkeit: Voll/ teilweise berufstätig & nicht berufstätig
Befragungszeitraum:
Welle 3: Dienstag, 10.03.2020 14:45 bis Donnerstag, 12.03.2020 14:50
Welle 2: Dienstag, 03.03.2020 19:12 bis Freitag, 06.03.2020 12:06
Welle 1: Mittwoch, 26.02.2020 15:00 bis Freitag, 28.02.2020 11:30
LINK
LINK ist Schweizer Marktführer in der Markt- und Sozialforschung und Betreiberin des einzigartigen LINK Internet-Panel. Mit 115’000 Panelisten ist das LINK Internet-Panel das grösste und qualitativ hochwertigste Panel der Schweiz. Mithilfe umfassender Profil-Informationen, die alle aktiv telefonisch rekrutiert wurden, können sehr gezielt für sämtliche Fragestellungen treffsicher Personen aus der Bevölkerung selektieren und befragen werden. So können Stimmungen und Haltungen über alle Landesteile, Altersgruppen und Geschlechter repräsentativ erhoben und damit die effektive Stimmung in der Schweiz innerhalb kurzer Zeit abgebildet werden. Durch eine gezielte und systematische Online-Befragung mit dem LINK Internet-Panel erhalten Führungskräfte in Wirtschaft, Verwaltung und Politik innerhalb weniger Tage belastbare Ergebnisse für Ihre Fragestellungen. Mit über 100 Markt- und Sozialforscher*innen und knapp 1000 Befrager*innen schafft LINK seit knapp vierzig Jahren präzise, zuverlässige und aussagekräftige Entscheidungsgrundlagen.
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