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Schweizer Mehrheit hat grosses Vertrauen in Massnahmen des Bundesrates
LINK • 3. April 2020

- Die Mehrheit der Befragten geht nicht von einer schnellen Eindämmung innerhalb der nächsten Wochen aus
- Die gefühlte Bedrohung durch das Virus nimmt in der Deutsch- und Westschweiz nach sprunghaftem Anstieg zuletzt erstmals wieder deutlicher ab
- Die strengen, vom Bundesrat empfohlenen Ausgangsbeschränkungen hält eine zunehmende Mehrheit der Befragten dennoch für angemessen
Nach zwei Wochen unter verschärften Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch das Ausrufen der «ausserordentlichen Lage» geht die gefühlte Bedrohung durch das Virus zumindest in der Deutsch- und Westschweiz wieder deutlicher zurück. Obwohl gut zwei Drittel der Befragten nicht mit einer schnellen Eindämmung des Virus rechnet, hält die Mehrheit die strengen Massnahmen des Bundesrats weiterhin für angemessen.
Nach einem fast stetig steigenden Anteil von Schweizerinnen und Schweizer, die sich zuletzt persönlich durch das Virus bedroht fühlten, hat sich dieser nun erstmalig seit der ersten Befragungswelle Ende Februar zumindest in der Deutsch- und Westschweiz deutlicher verringert. Während in der Deutsch-Schweiz bis zum 24. März noch 27 Prozent und in der Westschweiz noch 36 Prozent der Befragten von einer hohen bis sehr hohen Bedrohung durch das Coronavirus ausgingen, ist dieser Anteil um jeweils ca. 10 Prozentpunkte in der letzten Märzwoche gefallen. Im Tessin fühlt sich hingegen ein anhaltend hoher Anteil (42 Prozent) weiterhin persönlich durch das Coronavirus bedroht.

Negative Auswirkungen auf die persönliche finanzielle Lage gehen leicht zurück – Für die Weltwirtschaft und die Schweizer Wirtschaft sind die Aussichten weiterhin eher düster
Obwohl gut 9 von 10 Befragten davon ausgehen, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus sowohl auf die Weltwirtschaft als auch für die Schweizer Wirtschaft negativ auswirken wird, rechnet nur knapp ein Drittel der Befragten mit negativen Folgen auf die persönliche finanzielle Lage.

Allerdings ist der Anteil derer, die die negativen Folgen auf die persönliche finanzielle Lage noch nicht einschätzen können, mit einem Viertel recht hoch. Hier wird sich in den nächsten Wochen zeigen, ob die Finanzhilfen des Bundes bei den Betroffenen ankommen und sich die angespannte finanzielle Lage für die Schweizerinnen und Schweizer weiter verbessert.

Bereitschaft einen Mundschutz zu tragen, nimmt in der Bevölkerung langsam zu
Auch wenn die gefühlte Bedrohung eher abnimmt, befolgen die Schweizerinnen und Schweizer weiterhin konsequent die Empfehlungen des BAG und haben ihren Lebensstil der Situation angepasst. Mit zunehmender Dauer der durch den Bundesrat empfohlenen Ausgangsbeschränkungen und der damit verbundenen negativen wirtschaftlichen Folgen nimmt einzig die Bereitschaft der Befragten noch zu, einen Mundschutz zur Eindämmung des Virus zu tragen – vielleicht ein erster Indikator dafür, dass sich auch die Schweizerinnen und Schweizer zu fragen beginnen, welche Schutzmassnahmen auch bei einer Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen sinnvoll wären. Konsequente Aufklärung seitens der Behörden zum konkreten flächendeckenden Nutzen und ein klarer Plan könnten hier wichtig werden, damit ein möglicher «Mundschutz-Trage-Trend» nicht den Mangel an adäquater Schutzkleidung für medizinisches Fachpersonal weiter verschärft.

Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen wird immer wichtiger
Mit einem Anstieg von mehr als 10 Prozentpunkten geben nun gut drei Viertel der Befragten an, vermehrt über das Telefon und Internet mit Freunden und der Familie in Kontakt zu bleiben. Der Anteil derer, die nun vermehrt Soziale Medien nutzen (+3 Prozentpunkte), TV sehen (+7 Prozentpunkte), Podcasts hören (-1 Prozentpunkt) oder Bücher lesen (-2 Prozentpunkte) hat sich seit der letzten Woche hingegen nur geringfügig verändert. Es scheint, als würde sich der «Ausnahmezustand» langsam «normalisieren».

Auch der erhöhte Nachrichtenbedarf nimmt von Welle 4 zu 5 langsam ab
Schweizerinnen und Schweizer haben weiterhin ein erhöhtes Bedürfnis nach Informationen. Im Vergleich zur Vorwelle (Welle 4) ist der Anteil in der letzten Märzwoche jedoch leicht gesunken. Nach wie vor profitieren die Nachrichten im TV am stärksten, die weiterhin von gut der Hälfte der Befragten häufiger geschaut werden als zuvor (-4 Prozentpunkte). Bei Nachrichten in Printzeitungen bleibt der Anteil bei 18 Prozent (+1 Prozentpunkt) stabil. Bei Radio, digitalen Zeitungen und andere Online-Quellen ist der Anteil derer, die diese häufiger nutzen, leicht gesunken (Radio -4 Prozentpunkte auf 32 Prozent; andere Online-Quellen -3 Prozentpunkte auf 42 Prozent und digitale Zeitungen -2 Prozentpunkte auf 41 Prozent).

Trotz einer leichten Tendenz zu einer «Normalisierung» hält die Mehrheit der Befragten die Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch den Bundesrat nach wie vor für angemessen
Seit dem Ausruf der «ausserordentlichen Lage» Mitte März in der Schweiz hat sich das öffentlichen Lebens drastisch verändert. Obwohl sich die Bevölkerung mittlerweile gut an die neue Situation anzupassen scheint, sind die negativen Folgen für die Schweizer Wirtschaft enorm und die Unsicherheit was die eigene finanzielle Lage betrifft gross. Dennoch ist eine zunehmende Mehrheit der Befragten von der Notwendigkeit der Massnahmen des Bundesrates weiterhin überzeugt. Seit der letzten Befragung nahm der Anteil der Befragten, die die Massnahmen für angemessen halten, um weitere 4 Prozentpunkte zu und stieg in der letzten Märzwoche von 75 Prozent auf 79 Prozent.

Dabei sind sich die meisten darüber bewusst, dass es noch Monate dauern wird, bis das Virus eingedämmt werden kann
Die Zustimmung zu den, vom Bundesrat empfohlenen Ausgangsbeschränkungen ist umso erstaunlicher, da weiterhin eine zunehmende Mehrheit davon ausgeht, dass noch mehrere Monate vergehen werden, ehe das Coronavirus eingedämmt werden kann (Welle 1: 51%; Welle 2: 55%; Welle 3: 56%; Welle 4: 64%; Welle 5: 67%). Die Schweizerinnen und Schweizer scheinen vertrauen in den Bundesrat zu haben und bewahren weiterhin die Ruhe.

Schlussendlich bleibt jedoch abzuwarten, ob sich die Bevölkerung auch bei anhaltend schönem Wetter und den anstehenden Osterfeiertagen in Verzicht üben wird. Die Tessiner Bevölkerung, bei der die Sorgen am grössten sind (in der D-CH fühlen sich 17 Prozent in der F-CH 25 Prozent und im TI 42 Prozent persönlich durch das Coronavirus bedroht), wird es jedenfalls danken.
Die Studie im Überblick
Methode: Onlinebefragung (LINK Panel)
Grundgesamtheit: In der Schweiz wohnhafte Personen im Alter von 15-79 Jahren, die repräsentativ für die dortige Bevölkerung sind, mindestens einmal pro Woche zu privaten Zwecken das Internet nutzen und den Fragebogen auf Deutsch, Französisch oder Italienisch ausfüllen können.
Fallzahl:
Welle 5: 1‘265 Personen
Welle 4: 1‘297 Personen
Welle 3: 1‘132 Personen
Welle 2: 1‘074 Personen
Welle 1: 1’157 Personen
Gewichtung der Stichprobe:
Geschlecht: Weiblich & männlich
Altersgruppen: 15-29 Jahre, 30-44 Jahre, 45-59 Jahre & 60-79 Jahre
Region: D-CH, W-CH und TI
Haushaltsgrösse: 1-2 Pers. & mehr als 3 Pers.
Erwerbstätigkeit: Voll/ teilweise berufstätig & nicht berufstätig
Befragungszeiträume:
Welle 5: 25.03.2020 bis 31.03.2020
Welle 4: 18.03.2020 bis 24.03.2020
Welle 3: 10.03.2020 bis 12.03.2020
Welle 2: 03.03.2020 bis 06.03.2020
Welle 1: 26.02.2020 bis 28.02.2020
LINK
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Kontakt für Rückfragen
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Dr. Sabine Frenzel | Managing Director Social Research
Tel +41 41 367 73 80
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